Die alte Synagoge von Paderborn
Eine alte Postkarte zeigt den Standort der alten Synagoge, die seit 1882 in Paderborn stand.
In Paderborn wurde der Brand um 24 Stunden verzögert.
Nr. 259 Neue Westfälische
Von Nazis bestellter Dachdecker zündete am Nachmittag des 10. November jüdische Synagoge an
Paderborn (IP/T). Nur um knapp 24 Stunden konnte die Ablehnung weiter Teile der Paderborner Bevölkerung den Brand der jüdischen Synagoge 1938 verhindern. Während in den meisten deutschen Städten bereits am 9. November in der „Reichskristallnacht“ die jüdischen Gemeindezentren in Flammen aufgingen, dauerte es in Paderborn bis zum Nachmittag des 10. November, ehe ein von den Nazis bestellter Dachdecker schließlich doch das Gotteshaus anzündete. Die Verzögerung der Gewalttat ist vermutlich auf die religiöse Haltung der Bevölkerung zurückzuführen. Ein Leben ohne Gotteshaus war für sie schwer vorstellbar.
Die Ereignisse am 9. und 10. November lassen sich rekonstruieren. Der SS-Hauptsturmführer Nagorny war der Regisseur der Verbrechen. Nagorny, aus Bielefeld stammend, machte eine typische NS-Karriere und stieg schnell zum Leiter des städtischen Fuhrparks auf. Als das Gerücht durchsickerte, daß am Abend des 9. November die Synagoge angezündet werden sollte, machte aber der damalige Kreisinspekteur der Feuerwehr, Böhle, klar, daß die Feuerwehr keine Garantien übernehmen könne. Er befürchtete ein Übergreifen der Flammen auf das benachbarte Vincenz-Krankenhaus und forderte eine Evakuierung der Patienten. Das hatten die SA- und SS-Leute nicht erwartet. Deshalb zogen sie wie die Vandalen durch die Stadt. Die Juden wurden mit vorgehaltener Pistole nachts aus dem Bett geholt und auf die Polizeiwache geschleppt. Nach den Daten des Paderborner Stadtarchivs wurden viele Männer gleich anschließend in Konzentrationslager abtransportiert. Selbst zugunsten der jüdischen Mitbürger eingreifende Polizeibeamte wurden von der Nagorny-Gefolgschaft mit der Waffe bedroht.
Am Abend dieses denkwürdigen Tages sprach der damalige Paderborner Erzbischof Dr. Klein schriftlich sein Beileid zum Verlust des Gotteshauses gegenüber der Synagogengemeinde aus. Und auch der damalige NS-Landrat musste zwei Wochen später in seinem Bericht bekennen: „Der überwiegende Teil der Bevölkerung, der noch unter dem Einfluss zentrümlicher und kirchlicher Kreise steht, lehnt die Aktionen gegen die Juden ab.“ Allerdings gab es später außer kleinen Gesten beim Abtransport der Kinder aus dem jüdischen Waisenhaus keine aktiven Hilfeleistungen.
Die neue Synagoge
Hermann Herzheim, der Großvater des im Jahr 1959 amtierenden 1. Vorsitzenden der Paderborner Jüdischen Kultusgemeinde, K. Th. Herzheim, wird als Repräsentant der damaligen Jüdischen Gemeinde erwähnt.
Im Jahre 1945 versuchte man wieder eine Gemeinde zu bilden. Sie wurde schließlich 1953 als Jüdische Kultusgemeinde Paderborn, Körperschaft des öffentlichen Rechts, mit den angeschlossenen Kreisen, gegründet.
Am 29. November 1959 konnte der Neubau einer Synagoge eingeweiht werden.